2006 / 2007

Dienstag, 24. April 2007

Dr. Susanne Wolf, Landshut

Der Griff nach der Reichskrone?
Wittelsbachische Expansionspolitik gegen Habsburg

Herzog Georg von Bayern-Landshut (*1455, †1503) und Herzog Albrecht IV. von Bayern-München (*1447, †1508) agierten spätestens seit den 1480er Jahren gezielt gemeinsam gegen die habsburgische Vormachtstellung im Reich. Kaiser Friedrich III. (* 1415, † 1493), der seit 1440 an der Spitze des Reiches stand, verhalf 1486 seinem Sohn Maximilian (* 1459, † 1519) zur römischen Königswürde. Seitdem regierten Vater und Sohn gemeinsam. Herzog Georg setzte die Expansionspolitik seines Vaters Herzog Ludwigs des Reichen in Schwaben fort und Albrecht IV. wünschte seit langem, das Herzogtum Bayern in seiner alten Größe wiederherzustellen: Er konzentrierte sich auf Tirol. Angriffspunkt war der unter notorischer Geldnot leidende Vetter des Kaisers, Erzherzog Sigmund von Tirol, genannt mit der leeren Tasche. Im Juli 1487 befanden sich schließlich beide am Höhepunkt ihrer territorialen Machtentfaltung gegen Habsburg: Sie hatten sich die Herrschaft über die österreichischen Vorlande gesichert und besaßen eine sichere Anwartschaft auf Tirol. Seit November 1486 war zudem die Markgrafschaft Burgau – strategisches Zugangastor zu den schwäbischen Besitzungen der Habsburger – an Herzog Georg verkauft. Mit dem am 30. August 1486 geschlossenen Heiratsvertrag zwischen dem fast 40jährigen Herzog Albrecht IV. und der jungen Kaisertochter Kunigunde sollte ursprünglich die Eintracht der Häuser Bayern und Habsburg besiegelt werden. Die Hochzeit kam schließlich am 1. Januar 1487 durch Vollzug des Beilagers zustande, jedoch gegen den Willen des Kaisers, der seinem zukünftigen Schwiegersohn die widerrechtliche Inbesitznahme der alten und ehrwürdigen Reichsstadt Regensburg nicht verzeihen konnte. Außerdem hatte Kunigunde den die weibliche Erbfolge ausschließenden Erbverzicht nicht geleistet. Zusammengenommen mit der Tatsache, dass die österreichischen Erblande im Osten zu einem großen Teil von den Ungarn unter König Mathias Corvinus besetzt waren – der Kaiser hatte sich, nachdem er im April 1483 aus Wien geflohen war, im Sommer 1485 ganz ins Reich zurückgezogen –, war de facto keine territoriale Machtbasis der Habsburger mehr vorhanden. Die bessere Strategie sollte die Entscheidung bringen...

Dienstag, 27. März 2007

Heinrich Egner, Landshut

Lehrjahre des Reichsführers SS
Heinrich Himmlers zweite Landshuter Zeit 1924 – 1926

Am 15. Juni 1924 beschloss eine Kreisversammlung der Obmänner des Völkischen Blocks in Niederbayern, einer Ersatzorganisation der verbotenen NSDAP, in Plattling „die Anstellung eines Geschäftsführers des Kreisverbandes ab 20. Juni in Landshut". Ausersehen für diesen Posten war der noch keine 24 Jahre zählende Heinrich Himmler, der umgehend seinen Wohnsitz von München nach Landshut verlegte, wo er von 1913 – 1919 seine Jugendjahre verlebt hatte. Drahtzieher dieser Berufung war zweifellos Gregor Strasser, damals der dominierende Nationalsozialist in Niederbayern. Er hatte den Nutzen erkannt, den die regionale NS-Bewegung aus dem bienenfleißigen und pedantisch gewissenhaften jungen Anhänger ziehen konnte. Nicht von ungefähr wurde, als Hitler bald nach dem NSDAP-Parteitag Anfang Juli 1926 Straßer zum Reichspropagandaleiter seiner Partei bestimmt hatte, auch Himmler, nunmehr Geschäftsführer des Parteigaues Niederbayern, als Straßers Mitarbeiter und Stellvertreter nach München berufen.
Diese gut zwei Jahre in Landshut kann man mit vollem Recht speziell als das bezeichnen, worin Bradley F. Smith in seiner Biographie der frühen Jahre Himmlers bis 1926 den Inhalt seines ganzen Buchs sah: „Lehrjahre des Reichsführers SS". Smith wie auch später der Himmler-Biograph Peter Padfield suchten diese Landshuter Jahre Himmlers im wesentlichen aus dessen Korrespondenz, Tagebuch und Bücherliste zu rekonstruieren. Die tatsächliche Tätigkeit Himmlers trat dabei mangels handfester Quellen weit in den Hintergrund, und so entstand ein recht lückenhaftes Bild dieser Zeit. Dass seit Frühjahr 1924 mit dem nationalsozialistisch gewendeten Landshuter Blatt „Kurier für Niederbayern" eine Quelle ersten Rangs auch für die Himmler-Biographie vorliegt, ist bislang übersehen worden. Die Auswertung des „Kurier" verspricht für diese in Himmlers Leben weichenstellenden Jahre neue substantielle Ergebnisse.

Dienstag, 27. Februar 2007

Irmgard Biersack M.A., Landshut

Der Hof der „reichen Herzöge" von Bayern-Landshut
Fürstliche Prachtentfaltung auf der Landshuter Burg

Unter der Herrschaft der drei „reichen Herzöge" Heinrich XVI. (1393/1404-1450), Ludwig IX. (1450-1479) und Georg (1479-1503) erlebte das Herzogtum Niederbayern im 15. Jahrhundert eine seiner glanzvollsten Epochen. Die prunkvolle Hofhaltung der „reichen Herzöge" ist der Nachwelt in erster Linie durch die Landshuter Hochzeit von 1475 bekannt, die alle vier Jahre in einem großartigen Historienspiel aufgeführt wird.
Durch die Auswertung der erhaltenen Rechnungsbücher aus der Epoche der „reichen Herzöge" konnte erstmals ein lebhaftes Bild der Alltagswelt am Landshuter Herzogshof gezeichnet werden, deren wichtigste Forschungsergebnisse vorgestellt werden.
Neben der Verpflegung des Hofgesindes auf der Landshuter Burg und dem Hofgesinde der „reichen Herzöge" wurden als dritter Themenkomplex die in dieser Epoche an der Landshuter Burg durchgeführten Baumaßnahmen untersucht.
Immens hohe Ausgabesummen, wie für eine bereite Palette an Weinsorten und erlesenen Speisen, verdeutlichen den ausgesprochenen Luxus an der herzoglichen Tafel. Die Landshuter Herzöge machten ihrem Beinamen „reich" alle Ehre, denn Vergleiche mit anderen Hofhaltungen zeigen, dass die Hofhaltung der „reichen Herzöge" innerhalb der Riege der deutschen Fürstenhöfe zu den luxuriösesten zählte.

Dienstag, 23. Januar 2007

Dr. (des.) Thomas Paringer M.A., Landshut

Die niederbayerischen Landstände in der Frühen Neuzeit – Konkurrenten des Landesherrn oder Stützen des Staates?

Jahrhundertelang war die sogenannten „Alte Post" in der Landshuter oberen Altstadt (Hs.-Nr. 28) der Sitz der Landstände Niederbayerns. Als Zusammenschluss der Prälaten, des Adels und der Städte und Märkte, also der niederen Herrschaftsträger im Land, stellten sie stets einen bedeutenden politischen Faktor dar. Als solcher traten sie in Konkurrenz zum Herzog bzw. Kurfürsten, gleichzeitig übernahmen sie im Verlauf der Frühen Neuzeit zunehmend größere Aufgaben im Rahmen der öffentlichen Finanzverwaltung. Als Körperschaft garantierten sie gar die öffentliche Kreditfähigkeit des Landes, die vor allem seit Kurfürst Max Emanuel durch die übermäßigen Ausgaben für Repräsentation und Militärwesen permanent gefährdet war. Darüber hinaus stellte die bis zur Auflösung 1808 stets eigenständig gebliebene niederbayerische Ständeorganisation, die sogenannte „Landschaft Unterlands" mit ihrem Hauptsitz im Landshuter Landhaus die einzige staatlich-politische Institution dar, die in der Nachfolge der spätmittelalterlichen Teilherzogtümer die Zuständigkeit für das ganze bayerische Unterland und damit für Niederbayern bewahren konnte.
Der auf jüngste Forschungsergebnisse gestützte Vortrag beleuchtet die Entstehung, den Aufbau und die innere Organisation sowie die Tätigkeitsbereiche der „bayerischen Landschaft Unterlands" und erläutert dazu ihre Bedeutung besonders für die Stadt Landshut, die bis 1808 die ständische Zentralverwaltung beherbergte.

Dienstag 28. November 2006

Prof. Dr. Wilhelm Liebhardt, Altomünster

Macht, Pflicht und Mythos
Zum Jubiläum „200 Jahre Königreich Bayern 1806-2006"

Über eine Million Besucher in den Königsschlössern, König-Ludwig-II-Vereine,
Ausstellungen und zahlreiche Bücher sind Zeichen dafür, das in Bayern die
Monarchie nicht vergessen ist. Lohnt es, sich mit den bayerischen Königen zu
befassen? Was verdankt ihnen Bayern heute? Warum wurde das Kurfürstentum am
1. Januar 1806 zum Königreich erhoben? Was waren die Hintergründe? Diesen
und anderen Fragen geht der Vortrag "200 Jahre Königreich Bayern" nach. Es
werden alle Könige und Regenten ihrer Bedeutung nach kritisch vorgestellt
und gewürdigt.

Dienstag, 24. Oktober 2006

Dr. Katharina Weigand, München

Kultur- und Geschichtspolitik im Dienst der bayerischen Eigenstaatlichkeit:
Ludwig I. und Max II. im Vergleich

Die Ereignisse von 1848 führten nicht nur zum Thronverzicht König Ludwigs I. und zur vorzeitigen Thronbesteigung seines Sohnes Maximilian. Die Aufständischen in Teilen Nordbayerns hatten darüber hinaus vehemente Sympathien für eine kleindeutsch-preußische Lösung der deutschen Frage gezeigt; die Integration der sogenannten neubayerischen Gebiete stellte sich also weiterhin als drängende Aufgabe dar. Damit war der Umstand verknüpft, dass auch die Anhänglichkeit an den regierenden Zweig der wittelsbachischen Dynastie, der 1799 aus der Pfalz nach München gekommen war, in Nordbayern – aber nicht nur dort – ganz offensichtlich bei weitem nicht so stark ausgeprägt war, wie dies Ludwig I. und Max II. erhoffen mussten. Vater und Sohn bedienten sich während ihrer Regierungszeiten ganz unterschiedlicher Strategien, um diesen Herausforderungen zu begegnen: Ludwig I. erhoffte sich von der Kunst eine erzieherische Wirkung auf seine bayerischen Untertanen; Max II. setzte dagegen auf ganz unterschiedliche Maßnahmen – von der Trachtenförderung bis zur Gründung des Bayerischen Nationalmuseums –, die alle dazu beitragen sollten, die Bayern mit Hilfe eines genuin bayerischen Nationalgefühls gegen die Verlockungen einer Einigung Deutschlands, die die Souveränität der deutschen Einzelstaaten gefährden musste, zu immunisieren.

Samstag, 23. September 2006

Gerhard Tausche

Auf den Spuren von Herzogin Hedwig und Herzog Georg dem Reichen
im „Wittelsbacher Land"
Jahresfahrt

Am 21. Januar 1497 übereichten Herzog Georg der Reiche und seine Frau Hedwig den Brigittennonnen und – Mönchen die Schenkungsurkunde für das Kloster Altomünster. Hedwig kannte aus Lublin bereits den Orden der Brigitten und so erscheint es wahrscheinlich, dass sie auch in ihrer neuen Heimat ein Kloster dieses Ordens wünschte. Georg der Reiche suchte das personell und finanziell darniederliegende Kloster Altomünster aus. Die langwierigen Verhandlungen führte sein Hofrat Wolfgang von Sandiszell, der mit einer Landshuterin verheiratet war.
Eine Führung durch den Markt Altomünster, die Klosteranlage und die Klosterkirche, dem letzten Großbau des Barock in Altbayern, werden uns diesen Teil der Geschichte des Herzogtums Bayern-Landshut näher bringen.

Der Vormittag steht im Zeichen der frühen Wittelsbacher. Wir besuchen die Stadt Aichach und das Schloss Oberwittelsbach. Dorthin war 1083 Graf Otto III. von Scheyern gezogen und hatte es zur Stammburg der Wittelsbacher gemacht.
Nach einer Stadtführung und einer Besichtigung des Schlosses fahren wir nach Altomünster zum Mittagessen.

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.