2009 / 2010

Dienstag, 27. April 2009

Dr. Stefan Dicker, München

Niederbayern, die bayerischen Teilungen und die zeitgenössische Geschichtsschreibung

Nach einem kurzen Überblick über die bayerischen Teilungen und Wiedervereinigungen im Spätmittelalter steht im Vortrag die Frage nach den herrschaftsrechtlichen Grundlagen im Mittelpunkt, die Niederbayern über das Ende Teilungen hinaus eine politisch Größe bleiben ließen. Ein wichtiges Augenmerk liegt hier bei den niederbayerischen Landständen, die z.B. durch die Ottonische Handfeste von 1311 mehr Rechte als die oberbayerische Landstände inne hatte. So kam es insbesondere im 15. Jahrhundert immer wieder zur Opposition mit den oberbayerischen Landesherren wie etwa durch den Böckler- und Löwlerbund 1468/69 und 1491/92.
Den Hauptteil des Vortrags bildet jedoch die Darstellung der bayerischen Teilungen und der sich daraus ergebenden Konflikte in der Landeschronistik des 15. Jahrhunderts. Hier gehören unter anderen die niederbayerischen Geschichtsschreiber Hans Ebran von Wildenberg, Veit Arnpeck und Angelus Rumpler zu den bedeutendsten Vertretern. Sie konnten wichtige politische Entscheidungsprozesse aus unmittelbarer Nähe beobachten und teilweise sogar daran mitwirken. Die Werke der drei Chronisten zeigen, wie sich in wenigen Jahrzehnten ein bayerisches Landesbewusstsein entwickelte und wie die eingangs behandelten herrschaftsrechlichen Grundlagen die Rolle Niederbayerns darin prägten.

Dienstag, 23. März 2010

Dr. Jörg Skriebeleit und Ulrich Fritz, M.A, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

Die neuesten Forschungen zum KZ-Komplex Flossenbürg
u.a. die Todesmärsche, von denen einige den Raum Landshut passierten.

Kurztext für Präsentation in Landshut, 23. März 2010
Das KZ Flossenbürg war lange Zeit ein „vergessenes" Konzentrationslager. Dieser Befund gilt vielleicht noch mehr für seine über 80 Außenlager in Nord- und Ostbayern, Sachsen und Böhmen. Dort mussten ab 1943, ab September 1944 auch weibliche Häftlinge Zwangsarbeit leisten – für die SS, in der Rüstungsindustrie, aber auch bei Infrastruktur- und Bauprojekten. Die Räumung des Hauptlagers Flossenbürg und seiner Außenlager im April 1945 forderte ungezählte Opfer – die Region um Landshut wurde zur ungeplanten Zwischenstation vieler Todesmärsche.
Nach dem Krieg geriet der KZ-Komplex Flossenbürg rasch in Vergessenheit. Bis in die 50er Jahre erinnerten KZ-Friedhöfe vielerorts (so auch in Landshut) an die Gräuel der Kriegsendphase. An einigen ehemaligen Lager-Standorten befinden sich Gedenksteine, häufig verschwanden die Spuren der Verbrechen völlig.
Im Rahmen der Reihe „Der Ort des Terrors. Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager" entstand der erste umfassende Überblick zur Geschichte des Lagerkomplexes Flossenbürg. Jörg Skriebeleit und Ulrich Fritz haben die Beiträge zum Hauptlager sowie zu den meisten Außenlagern verfasst. Die beiden Autoren werden die Geschichte des KZ-Komplexes Flossenbürg skizzieren, mit einem Schwerpunkt auf den Todesmärschen im Raum Landshut. Auch die Nachkriegsgeschichte und das heutige Gedenken an die Verbrechen und ihre Opfer werden einbezogen.

Dienstag, 23. Februar 2010

Heinrich Egner, Landshut

Das Freikorps Landshut von 1919

Als in den Jahren 1933 und 1934 der Landshuter Oberbürgermeister Karl Vielweib mehrmals dazu aufrief, einstige Teilnehmer möchten ihre Erfahrungen und Erlebnisse beim Freikorps Landshut von 1919 mitteilen, blieb trotz des geringen zeitlichen Abstands das Echo aus. war diese Episode tatsächlich gänzlich in Vergessenheit geraten? Oder wollte man sich dazu nicht äußern, weil solche Erinnerungen offenkundig zur Legitimation des NS-Regimes beitragen sollten? Jedenfalls hatten die Aufrufe kaum Erfolg, so dass in dem davon herrührenden Akt im Stadtarchiv Landshut nur wenig Erhellendes erscheint. Heute ist das Wissen von diesem Freikorps Landshut völlig verschwunden und alle Zeitzeugen sind tot. Als der Verfasser auf diese Aufrufe Vielweibs stieß, sah er sich veranlasst, den Spuren des Freikorps nachzugehen. Die Auswertung der Lokalpresse von 1919 ließ immerhin schon Umrisse erkennen. Als Hauptquelle fand sich jedoch im Bayerischen Kriegsarchiv in München ein ganzer Karton mit Aufzeichnungen zum Freikorps Landshut. Auf dieser Basis lässt sich einziemlich umfassendes Bild dieses militärischen Aufgebots aus Landshut entwerfen, das mit zur Niederwerfung der kommunistischen Räterepublik und deren Roten Armee um und in München gebildet worden war.
Der Vortrag wird genaueres zu dessen Entstehung, Führung, Gliederung, Zusammensetzung, Einsatz, Rückführung und Auflösung bringen und damit eine Lücke in der Landshuter Stadtgeschichte schließen.

Dienstag, 26 Januar 2010

Dr. Herbert Wurster, Passau

Rumänisches Tagebuch
Ein Roman und das Ende der mitteleuropäischen Welt.
Ein Historiker liest Hans Carossa.

Hans Carossas "Rumänisches Tagebuch", 1924 erstmals erschienen, ist einer der wichtigsten von den fast 300 Kriegsromanen mit autobiographischen Elementen, die zwischen 1918 und 1933 in Deutschland veröffentlicht worden sind. Der Roman behandelt die Zeit vom 4. Oktober bis 15. Dezember 1916 (Carossas Geburtstag), in der Carossa als Bataillonsarzt an den schweren Winterkämpfen in Rumänien beteiligt war. Die Sekundärliteratur qualifiziert dieses Werk gern als Kriegsverharmlosung etc. ab, tatsächlich ist es jedoch eine elegische Geschichte von den Sinnlosigkeiten, der Mühsal und den Opfern der Soldaten und der Zivilbevölkerung im Krieg. Zum Militär war Carossa gegangen, weil er im Krieg fast mythisch nach Sinn suchte. In Rumänien dagegen beobachtet nun Carossa nüchtern und führt vor Augen, was es bedeutet, dass sich der Krieg bereits „ins dritte Jahr zieht", was der Krieg mit den Menschen anstellt. Aus dieser in der Fronterfahrung gewonnenen Erkenntnis, mit der er seine vorherige Einstellung hinter sich lässt, wächst Carossas Entschlossenheit, sich ganz der Kunst zuzuwenden. Der Rumänische Feldzug befördert also vor allem Carossas Weg zum Dichter: Im sich mühenden Individuum sieht er die Hoffnung für die Zukunft, die Sinnstiftung gegenüber dem sinnlosen Leid des Krieges, auch wenn er sich darüber klar ist und es dem Leser in vielen Episoden zeigt, wie in diesem Völkergemetzel die alteuropäische Welt zerfällt und zerstört wird.

Dienstag 17. November 2009

Prof. Dr. Franz Fuchs, Würzburg

Der Fall Heinrich Erlbach.
Ein Skandal am Hofe Ludwigs des Reichen

"Der Vortrag befasst sich mit dem tragischen Schicksal des ehemaligen Augsburger Ratsschreibers Heinrich Erlbach, der am 10 Juni 1472 auf Betreiben Herzog Ludwigs der Reichen und seines Rates Martin Mair in Regensburg hingerichtet wurde. Zuvor war er mehrere Tage unter der Folter verhört worden; die im Münchner Hauptstaatsarchiv erhaltenen Protokolle dieser Vernehmungen werfen ein mitunter grelles Licht auf die Intrigen des Landshuter Hof und auch auf den jungen Herzog Georg, der offensichtlich Erlbachs Tochter Margarethe, die im Frauenzimmer seiner Mutter diente, zugetan war.
Heinrich Erlbach war 1458 im Zwist aus den Augsburger Diensten ausgeschieden und hatte sich nach einem Aufenthalt am Kaiserhof in Wiener Neustadt nach Landshut begeben, wo er Ludwig dem Reichen durch sein Insider-Wissen im Streit gegen Augsburg von Nutzen war, aber bald in die innerwittelsbachischen Auseinandersetzungen verwickelt wurde, die 1471 in Gefangennahme Herzog Christophs durch seinen Bruder Albrecht IV. einen Höhepunkt fanden. Auf dem Regensburger Reichtag dieses Jahres, dem "Großen Christentag", geriet Erlbach in heftigen Konflikt mit Martin Mair, den bezichtigte, das gantz Bairlandt zu regiern und zu schinten."

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Priv. Doz. Dr. Martin Hille, Passau

Publizistik und Parteiorganisation im 19. Jahrhundert.
Der Passauer Verleger Joseph Bucher und die Entstehung der bayerischen Patriotenpartei (1859 – 1871)

Wesentliche Impulse für die Parteienbildung im 19. Jahrhundert gingen von einzelnen Publizisten und Zeitungsmachern aus. Der Passauer Verleger und Journalist Joseph Bucher (1838 – 1909) liefert hierfür ein Paradebeispiel. Geprägt vom Klima des Aufbruchs in Zeichen der „Neuen Ära" seit 1859 sowie der Zäsur von 1866 trug er maßgeblichen Anteil an der Organisation der patriotischen Protestbewegung gegen den drohenden Verlust der bayerischen Eigenstaatlichkeit.
Als publizistisches Forum diente ihm die „Donau-Zeitung", die er selber herausgab. Zu überregionaler Bedeutung avancierte das Blatt mit der sogenannten „Passauer Königsadresse" vom 15. Juli 1867, die eine bayernweite Unterschriftenaktion gegen die Neugründung des Zollvereins unter preußischer Führung einleitete. Im Vorfeld der Zollparlamentswahlen vom Februar 1868 begann die neue Bewegung feste Konturen anzunehmen, wobei Bucher zunächst im niederbayerischen Raum, später auch als Berliner Zollparlamentsabgeordneter maßgebliche Fäden zog. Resultat dieser Anstrengungen bildeten zwei siegreiche Wahlen sowie die Konstitution der „Patriotischen Fraktion" im bayerischen Landtag im Sommer 1869. Aus der einstigen Protestbewegung war innerhalb von nur zweieinhalb Jahren die stärkste politische Kraft Bayerns geworden.
Der Vortrag skizziert Buchers Anteil an diesen Entwicklungen, schiebt dahinter aber auch die Biographie eines politischen Außenseiters, der sich als „katholischer Demokrat" verstand. Zugleich wirft er ein Schlaglicht auf die Strukturen politischer Parteibildung im Umbruch der 1860er Jahre.

Samstag, 26. September 2009

Gerhard Tausche

Abensberg
Jahresfahrt

1256 wird erstmalig ein castrum Abensperch urkundlich erwähnt, dem am 12. Juni 1348 die Stadtrechte bestätigt wurden. In der mittelalterlichen Stadt Abensberg genossen die Bürger gegenüber ihrem Burgherrn eine gewisse Autonomie. Sie bestimmten einen Stadtrat, wobei nur wenige reiche Familien ratsfähig waren. Obwohl Abensberg eine selbstständige Herrschaft war, war sie doch immer auch abhängig von den mächtigen bayerischen Herzögen. Nachdem gewaltsamen Tod des letzten Herrn von Abensberg Niklas 1485 verlor, die Herrschaft Abensberg ihre Selbstständigkeit und wurde ein Teil Bayern-Münchens. Aventinus mit bürgerlichem Namen Johann Turmair (1477–1534) ist der berühmteste Sohn der Stadt Abensberg. Er gilt als Begründer der wissenschaftlichen bayerischen Geschichtsschreibung. Er hat das erste große deutschsprachige volkstümliche Geschichtsbuch geschaffen.
Bei unserem Besuch werden wir das Stadtmuseum im Herzogskasten mit der aktuellen Ausstellung zur Schlacht bei Abensberg 1809 besichtigen. Eine Stadtführung wird Einblicke in die Geschichte der Stadt geben.
Sollte der Hundertwasserturm bis dahin fertig gestellt sein, statten wir diesem natürlich einen Besuch ab.

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.